Mein Geburtstag stand bevor und ich hatte mal wieder überhaupt keine Lust auf Party. Langweilige „Steh-Buffet-na-die-hätt-ich-mir-auch-sparen-können-Parties“ kann ich nicht leiden. Als Beraterin und Moderatorin von Großgruppen-Veranstaltungen erlebe ich die häufig genug. Allein bei dem Gedanken, eine wenigstens annähernd so aufwendige Party zu organisieren, wie ich sie manchmal bei Kunden oder Freunden erlebe, wird mir mulmig.
Einen angemessenen Raum zu finden, unübertroffene Buffets zusammenzustellen, tolle Bands oder Life-Künstler zu engagieren, wahnsinnig kreative Dekorationen zu erfinden oder die ganze Arbeit mit den Einladungen – all das sind Aufgaben, die ich im Zusammenhang mit den Aufträgen für meine Kunden zwar mit bearbeite… das dann auch noch in meiner Freizeit… Nein! Deshalb hatte ich seit Jahren auch meinen Geburtstag nicht mehr gefeiert.
Ich war gerade eine Woche aus von meiner Appreciative Inquiry Ausbildung zurück, damals 1999, und noch voller Begeisterung für diese schöne Zeit, in der ich nicht nur die faszinierende Methode Appreciative Inquiry kennengelernt sondern auch faszinierende Menschen getroffen hatte. Deshalb war meine Begeisterung für eine Geburtstagsparty erst recht gleich null.
Aber meine Schwester Kaja ließ nicht locker, da sie der Meinung war, ich solle mich doch auch mal feiern lassen und meine Geburtstage nicht immer so sang und klanglos übergehen. So liebevoll angestoßen entschloß ich mich drei Tage vor meinem Geburtstag „ein paar“ Freunde einzuladen. Und zwar für den Sonntag abend, da der Geburtstag auch noch auf einen Montag fiel.
Beim Zusammenstellen der Einladungsliste stellte ich fest, dass ich auf mindestens 35 Menschen kam, die mir am Herzen lagen. Nun war es allerdings schon Mittwoch und ich rechnete damit, dass die meisten aufgrund der Kurzfristigkeit ohnehin nicht kommen konnten…Ich gebe zu, ich hätte sie zwar vermißt, aber so ganz unangenehm wäre mir das nicht gewesen…
Am Freitag hatte ich 30 Zusagen. Ich war tief berührt vor Freude. Ehrlich! Nun, die meisten Menschen kannten sich untereinander nicht, da ich sie aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen eingeladen hatte. Sie waren in der Tat eine abenteuerliche Mischung… Ok, die Panik, die mich plötzlich ergriff, will ich hier gar nicht beschreiben. Mit so vielen Zusagen hatte ich nun wirklich nicht gerechnet…
Noch Samstag mittag war nichts weiter getan als ein italienisches Buffet und Getränke bestellt. Und jetzt?
Schließlich überwog doch die Freude und in einem kreativen Moment kam ich auf die Idee, meinen Geburtstags-Reinfeier-Abend mit einem Appreciative Inquiry Interview zu gestalten. Das Interview war nach dem noch frischen Eindruck von meiner Ausbildung schnell geschrieben.
Was an diesem Abend passierte, ist kaum zu beschreiben. Ich hatte erwartet, dass die letzten Gäste kurz nach Mitternacht gehen würden, nachdem wir auf meinen Geburtstag angestoßen hatten… da hatteich mich gründlich geirrt!
Die letzten gingen um halb vier. Ich habe selten eine Party erlebt, die so lebendig war, auf der so viel gelacht wurde und auf der so viele neue Bekanntschaften geschlossen wurden. Die Interviews waren ein voller Erfolg! Die Party wurde so zu einem wahren Geschenk!
Wer nun also eine Party mal so ganz anders gestalten will und ohne riesige Vorbereitungsarbeiten einen für alle unvergesslichen Abend organisieren möchte, der kann das gerne nachmachen. Die Spielanleitung folgt hier. Meine Gäste haben die Interviews geführt und die Spielanleitung mit Freude befolgt…und waren begeistert.
Spielanleitung AI-Geburtstagsparty:
Suche Dir einen Partner, den Du gar nicht oder nur wenig kennst.
Falls nur noch welche übrig sind, die Du kennst, geht das auch. Der eine ist A der andere B.
A stellt B und dann B stellt A nacheinander folgende Fragen und mache Dir Notizen, wenn Du willst:
1 . Wie heißt Du?
2 . Woher kennst Du die Gastgeberin?
3 . Welches sind Deine eigenen allerbesten Eigenschaften – bzw. worin bist Du gut, worauf bist Du stolz?
4 . Bitte erzähl mir kurz ein Erlebnis aus Deinem Leben, vielleicht mit einem Dir fremden Menschen, das Dir wie ein Wunder vorkam, völlig unerwartet und sehr positiv. – Wie kam es dazu – wie fühlte sich das an und was hat sich daraus ergeben ?
5 . Erzähl mir kurz von einer Party, auf der Du Dich sehr wohl gefühlt hast, was war da? Wie fühlte es sich an?
6 . Was davon könnte auf dieser Party eingebracht bzw. , falls es schon da ist, verstärkt werden?
Wenn Ihr beide gewechselt habt, dann sucht Euch ein Paar, das ihr am besten auch nicht so gut oder gar nicht kennt. Nun stellt jeweils der A den B den anderen beiden vor und der B den A.
Lasst Euch überraschen, was bei diesem Spiel passiert. Wenn ihr es anderen mitteilt, besonders mir, würde ich mich freuen. Macht dann damit, was ihr wollt … :-)) Das Spiel hat ein open End. Ihr könnt es endlos weiterspielen… :-)))